Kumar Sundaram zum indisch-japanischem Atomabkommen

Kumar Sundaram ist ein indischer Anti-Atom-Aktivist, der die Anti-Atom-Bewegungen in Indien sehr gut kennt. Er arbeitet für die Koalition für Atomwaffenabrüstung und Frieden (CNDP), und publiziert DiaNuke.org. Das Interview führte Libbe HaLevy am 14.1.2014 (Nuclear Hotseat 134). Die Übersetzung wurde uns vorab von der Arbeitsgemeinschaft für Atomkraftfreie Zukunft zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Kumar Sundaram says No to Nukes

Kumar Sundaram says No to Nukes

Libbe HaLevy: Kumar Sundaram, willkommen zurück beim Nuclear Hotseat.

Kumar Sundaram: Ich danke dir vielmals, danke Libbe! Ich werde sehr gerne über meine Aktionen und die Geschehnisse hier in Indien sprechen.

Libbe HaLevy: Was geht denn da vor sich? Shinzo Abe kommt auf Staatsbesuch nach Indien in Atomangelegenheiten, gib uns bitte ein paar Hintergrundinformationen, was passiert da gerade?

Kumar Sundaram: Shinzo Abe besucht im Januar Indien, etwas später in diesem Monat. Am 26. Januar wird er der Hauptgast bei den Feiern zum Tag der Republik sein (Republic Day ceremony). Bei diesem Anlass zeigt das Land all seine hässliche militärische Ausrüstung, ein jährliches Ritual. Das Wichtige an diesem Besuch ist aber, dass es sich nicht nur um eine Formalität handelt. Während seines Aufenthalts werden die zwei Länder versuchen, ein indisch-japanisches Übereinkommen in Sachen atomarer Zusammenarbeit in den Mittelpunkt zu rücken, das schon lange Zeit in Vorbereitung ist. Die japanischen Atomkonzerne haben sehr darauf gedrängt, und ganz offensichtlich ist auch die indische Regierung gewillt, ein Übereinkommen mit Japan auszuhandeln. Darüber hinaus gibt es noch internationalen Druck und internationale Interessen, die sehr mächtig sind. Darf ich dazu folgendes sagen: Obwohl die USA vor vier Jahren ein Abkommen mit Indien geschlossen haben, kommen die amerikanischen Reaktoren nicht vom Fleck, die zwei Projekte, welche die USA in Indien umsetzen wollen: das eine davon ein Projekt von Westinghouse, das andere von GE an einem Ort namens Kovvada. Im Laufe der letzten Jahre wurde aus Westinghouse Westinghouse-Toshiba, und GE wurde zu GE-Hitachi. In beiden Konzernen sind nun also wesentliche Anteile in japanischem Besitz. Das ist der Grund, warum Indien zwangsläufig ein technisches Abkommen mit Japan schließen muss. Das ist auch der Grund, warum die USA Japan gedrängt hat, mit Indien ein Übereinkommen abzuschließen, trotz der Tatsache, dass Japan nicht in der Lage war, Fukushima in Ordnung zu bringen. Nach Fukushima war Japan gezwungen, alle Reaktoren abzuschalten und darüber hinaus gibt es in Japan eine starke Anti-Atom-Bewegung. Dies ist der Hintergrund, vor dem Japan und Indien zu einem Abkommen gelangen wollen, welches aber auch in Indien erbittert bekämpft wird.
Du weißt ja, dass an Plätzen wie Kudankulam und Jaitapur und an den zwei Orten, an denen die von mir genannten amerikanischen Projekte vorgesehen sind, Kovvada und Mithivirdi, sehr starke Proteste durch die ansässige Bevölkerung gibt, durch die Bevölkerung der Dörfer, durch Bauern und Fischer. Sie protestieren, weil sie ihre Lebensgrundlage verlieren werden. Dieses Vorhaben wird ihre Sicherheit und die gesamte Umwelt dort bedrohen. Die Proteste haben eine ganze Reihe von Problemen ans Tageslicht befördert, unter anderem die totale In-Transparenz und das völlige Fehlen von Rechenschaftspflichten in der indischen Atomwirtschaft. Es geht auch um die Frage einer alternativen Energieerzeugung, die sich in einer Welt nach Fukushima mit Vehemenz neuerlich stellt.
Es existieren also sehr starke lokale Anti-Atom-Bewegungen an all diesen Orten in Indien. Der Besuch von Premierminister Shinzo Abe wird von starken Protesten begleitet sein. Zusätzlich zu den lokalen Protesten an all diesen Orten haben wir auch noch einen nationalen Protest geplant, der zurzeit gerade stattfindet.

Libbe HaLevy: Ich habe heute Morgen erst einen von dir verfassten Aufruf auf Facebook gesehen, wo du zu einer internationalen Teilnahme bei diesem gut koordinierten Protest aufforderst, der viele Kundgebungen gegen Shinzo Abe beinhaltet. Was erhoffst du dir vom Rest von uns?

Kumar Sundaram: Ja. Ich möchte dir gerne mitteilen, dass es in Indien sicher zu unübersehbaren Protestmaßnahmen kommen wird. Der Protest ist besonders stark in all diesen Dörfern am Land, aber es gibt ihn auch in all den Städten, in denen eine starke Zivilgesellschaft vorhanden ist, in Städten wie Delhi, Mumbai, Kolkata, mit Sicherheit in Chennai [dem früheren Madras; AdÜ], Hyderabad und in noch einigen anderen. Wir haben ein für alle einsehbares Ansuchen an die internationale Gemeinschaft verfasst, das sich  speziell an die Aktivisten in Japan richtet, welches zum Inhalt hat, dass wir Solidarität und Unterstützung benötigen, um unsere Stimme gegen dieses Atomabkommen zwischen Indien und Japan zu erheben.
Wir heißen Shinzo Abe willkommen – wir hätten sehr gerne bessere Beziehungen zwischen diesen beiden asiatischen Ländern –, aber wir möchten auch, dass diese beiden Länder die Lektion aus Fukushima lernen und dass wir daher mehr bei grünen und umweltfreundlichen Technologien kooperieren sollten, als uns noch tiefer in diesen atomaren Alptraum zu verstricken. Um was wir also die internationale Gemeinschaft bitten: Unterstützen Sie uns, indem Sie diese Aktion unterstützen. Die Aktion besteht aus einer ganz einfachen Handlung: Wir haben ein Poster entworfen, auf welchem zu lesen ist: „Herr Shinzo Abe, Sie sind hier in Indienwillkommen, aber Atomwaffen und AKWs sind es nicht!“

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Wir haben die Leute dazu aufgefordert, einen Ausdruck dieses Posters zu machen, oder es auf ihrem Laptop oder Tablet oder was auch immer anzuzeigen und einen Schnappschuss von sich und dieser Botschaft zu machen und diesen an uns zu schicken. Wir sammeln alle diese Bilder und werden bis zum 24. eine riesige Collage aus all den visuellen Botschaften veröffentlichen. Dieses Poster wurde in mehrere Sprachen übersetzt, und die Collagen werden an allen bedeutenden Plätzen Indiens, wie zB dem Gateway of India in Mumbai und andern Plätzen, ausgestellt werden. Das ist also die Idee dahinter und ich hoffe, dass alle mitmachen werden und unsere Stimme unterstützen!

Libbe HaLevy: Wo kann man eine Kopie dieses Posters finden, um es auszudrucken?

Kumar Sundaram: Es wird überall herumgeschickt. Man findet es auf der Seite von Dianuke, es ist auch auf der Webseite der Koalition für Atomwaffenabrüstung und Frieden (Coalition for Nuclear Disarmament and Peace), auf der speziellen Facebookseite, die wir aus diesem Anlass eingestellt haben und extra für die Kampagne gestaltet haben; auch dort ist es zu finden.

Libbe HaLevy: Ich werde die Links, die zur Verfügung stehen, auf Nuclear Hotseat veröffentlichen, damit die Leute sie finden können, wenn sie sie nicht anderswo aufgestöbert haben. Wir müssen eine Menge Bilder machen und wir müssen sie dir zusenden. Ist die Email auch benutzbar oder müssen wir auf Facebook posten?

Kumar Sundaram: cndpindia@gmail.com. Die Webseite ist cndpindia.org. Es ist also ganz einfach. Auf Facebook ist es auch. Ich würde gerne über deinen Nuclear Hotseat noch mehr Menschen erreichen. Der Nuclear Hotseat hat einen ausgezeichneten Ruf und wird oft angesteuert, ich hoffe also, dass viele Freunde sich uns und unserem Protest anschließen werden.

Libbe HaLevy: Danke Kumar und halte uns auf dem Laufenden!

Kumar Sundaram: Danke dir, Libbe!