Am 23. März 2017 berichtete die englische MailOnline, indische Atomkraftwerke hätten sich mit Pocken infiziert. Zwei AKWs in Kakrapar seien deshalb abgeschaltet worden. Pocken seien eigentlich weltweit ausgerottet. Allerdings werde befürchtet, in den 80er Jahren hätten Terroristen Pockenviren aus russischen Laboren entwendet.
Diese schräge Geschichte hat leider einen realen Hintergrund: Am 11. März 2016 löste ein Kühlmittelverlust im Block 1 des AKW Kakrapar eine Notabschaltung und einen Alarm im Atomkraftwerk aus. Seither sind beide Blöcke des AKW außer Betrieb, Block 2 war schon seit Juli 2015 in der “Jahreswartung”. Auch heute sind die Ursachen für den Kühlmittelverlust völlig unklar.
Zunächst hatte die indische Atombehörde angenommen, die Notabschaltung sei ausgelöst worden, weil das Leck-Warnsystem versagt habe. Dieses hatte jedoch einwandfrei funktioniert. Aus Kostengründen war das AKW nicht heruntergefahren worden.
Weitere Untersuchungen ergaben, dass eine Kühlrohr vier größere Risse aufwies. An vielen Rohren wurden zudem “pockenartige” Korrosionsflecken gefunden – an der Außenseite der Rohre, wo kein Wasser hinkam. Ein Materialfehler bei den aus einer Zirkonium-Niob-Legierung gefertigten Rohren wurden ausgeschlossen, da Rohre aus der gleichen Charge in anderen AKWs keine Korrosion aufwiesen. Dann wurde verunreinigtes Kohlenstoffdioxid als mögliche Ursache für die Korrosion angenommen. Diese Hypothese konnte aber bislang nicht bestätigt werden.
Besorgniserregend ist, dass es bereits am 1. Juli 2015 im Block 2 ebenfalls ein Leck gegeben hatte. Und wie anscheinend erst jetzt festgestellt wurde, wiesen die Kühlrohre dieses Reaktors ebenfalls pockenartigen Korrosionsflecken auf. In den sechzehn anderen indischen AKWs ähnlicher Bauart – CANDU bzw. Derivate – seien aber keine vergleichbaren Flecken festgestellt worden. In ihrer Hilflosigkeit baten die indischen Behörden um internationale Unterstützung, u.a. bei der IAEO. Aber auch den internationalen Experten sind die Defekte im AKW Kakrapar ein Rätsel. Aus keinem der CANDU-Reaktoren in Kanada, Argentinien, Rumänien, China, Süd-Korea oder Pakistan waren ähnliche Korrosionsschäden bekannt geworden.
Bis heute ist unklar, ob zwischen den “Pocken” in den Rohrsystemen der beiden Reaktoren und den Rissen in dem einen Kühlrohr überhaupt ein Zusammenhang besteht. Um „jegliche Panik zu vermeiden“, sollen die Reaktoren abgeschaltet bleiben, bis die Ursachen gefunden sind. Dann ist ja alles gut.
Quelle: Meldung der Presseagentur PTI, nachzulesen z.B. bei NDTV.