Internationale Kooperation

Indien strebt internationale Partnerschaften für den Bau kleiner und großer Reaktoren an. Konzerne in Russland, Frankreich, Korea und in den USA kommen dafür in Frage. Die Zusammenarbeit mit Russland funktioniert seit Jahrzehnten, zivil und militärisch. Die 2008 im Zuge der Aufhebung des Atomembargos zugesagten Geschäfte mit Frankreich und USA kamen dagegen nicht zustande, obwohl Konzernen wie GE, Westinghouse und Areva/EDF schon Standorte zugeordnet waren. Der SMR-Hype steht auch bei der internationalen Kooperation im Vordergrund.

Akteure auf der indischen Seite

Auf indischer Seite sind mehrere Akteure beteiligt. Auf nationaler Ebene scheint die National Thermal Power Corporation (NTPC) die treibende Kraft zu sein. Private Unternehmen streben direkte Partnerschaften an. Und mindestens ein Bundesstaat ist international aktiv.

Der indische Bundesstaat Maharashtra hat ein Memorandum of Understanding mit der russischen Rosatom unterzeichnet. Die Vereinbarung über die Entwicklung kleiner modularer Thorium-Kernreaktoren (Thorium-SMR) hat drei Hauptziele: die Entwicklung eines Thorium-SMR in Maharashtra, die Kommerzialisierung von Thorium-SMR und den Aufbau einer Montagelinie für Thorium-SMR. (DiaNuke 19.4.25)

Modi und Trump

Im Februar diesen Jahres besuchte Modi seinen Freund Trump. Die Brüder im Geiste kündigten an, das zivile Atom-Abkommen von 2008 in vollem Umfang umsetzen zu wollen. Breit angelegte Lokalisierung und Technologietransfer sollen den Bau von US-amerikanischen Reaktoren in Indien vorantreiben. Die Änderung des indischen Haftpflichtgesetzes und bilaterale Haftungsabkommen sollen die Zusammenarbeit erleichtern und den Bau großer US-Reaktoren in Indien sowie die Entwicklung und den Einsatz kleiner modularer Reaktoren ermöglichen. (WhiteHouse 13.2.25)

Die Gespräche blieben nicht folgenlos. Die Times of India meldete am 1.April :

“Ein wichtiger Durchbruch im Rahmen des vor fast zwei Jahrzehnten unterzeichneten indisch-amerikanischen Atomabkommens: Das US-Energieministerium hat einem amerikanischen Unternehmen die behördliche Genehmigung zum Bau und zur Planung von Kernreaktoren in Indien erteilt.”

Holtec darf nach Indien

Ende März erteilte das US-Energieministerium der Holtec International die Genehmigung, SMR-300-Technologie nach in Indien zu exportieren. Die Genehmigung beschränkt die Kooperation derzeit auf drei Firmen: Holtec Asia, Tata Consulting Engineers Ltd. und Larsen & Toubro Ltd.

Der in Indien geborene Chef von Holtec Dr. Kris Singh, prahlte anschließend, sein Reaktor passe wunderbar zu Indien, er sei erdbebensicher und könne überall in Indien eingesetzt werden. Ein Reaktorenpaar mit 600 MW erfordere nur ein Grundstück in der Größe von zehn Hektar, auf eine Sicherheitszone um das AKW könne verzichtet werden. Die Reaktoren seien, da luftgekühlt, auch für wasserarme Gegenden geeignet. (Holtec 31.3.25)

Holtec befindet sich nach eigenen Angaben in einem frühen Verhandlungsstadium mit NTPC. Bis 2047 will Holtec 200 SMR in Indien verkaufen (EconomicTimes 11.2.25). Um diese wunderbaren Geschäfte zu ermöglichen, müsse die indische Regierung jedoch gesetzliche Hindernisse beseitigen, um Privatfirmen den Besitz und Betrieb von Atomkraftwerken zu ermöglichen und die Haftung privater Zulieferer begrenzen (Holtec 31.3.25).

Der Holtec-Chef erklärte dem dem indischen Regierungschef Modi, “dass die bestehenden Kohlekraftwerke in unsere kleinen modularen Reaktoren umgewandelt werden können”. Anschließend lobte er ihn oberlehrerhaft “und ich denke, er hat es verstanden.” (EconomicTimes 23.9.24)

Großreaktoren auch dabei

Bei den Großreaktoren geht es nicht ganz so forsch voran. NTPC hat weltweit tätige Unternehmen zur Interessenbekundung für eine Zusammenarbeit bei der Entwicklung der Druckwasser-Reaktor-Technologie und der Errichtung von Großkraftwerken mit einer Kapazität von rund 15 GW aufgefordert (NTPC 26.3.25).

Das Atomkraftwerk Jaitapur soll zehn Prozent zu den anvisierten 100 GW im Jahr 2047 beitragen. Im März dieses Jahres beantwortete die Regierung eine parlamentarische Anfrage zum dem Stand des Projektes “Gegenwärtig laufen Gespräche mit der französischen Seite, um einen tragfähigen Projektvorschlag zu erarbeiten. Die geschätzten Kosten werden nach Abschluss dieser Gespräche bekannt gegeben.” (DAE 19.3.25) Das klingt irgendwie vertraut.

Verzeichnis aller Beiträge zu Atom-Indien 2025