Unglück im AKW Kudankulam

Am 14.5.2014 wurden sechs Beschäftigte im AKW Kudankulam durch austretendes heißes Wasser zum Teil schwer verletzt. Zunächst leugneten die Betreiber das Unglück komplett. Dann sprachen sie von einem kleineren Vorfall. Radioaktivität sei nicht frei gesetzt worden.

Um 12:10 Ortszeit wurden im Turbinengebäude sechs Menschen verbrüht, drei Leiharbeiter und drei fest angestellte Beschäftigte der staatlichen AKW-Betreibergesellschaft NPCIL. Die Verletzten wurden in das Krankenhaus in der nahegelegenen Siedlung der NPCIL gebracht, und von dort mit Krankenwagen in eine Privatklinik im dreißig Kilometer entfernten Nagercoil überführt. Wie aus der Klinik verlautete, befinden sich drei der Verletzten in einem kritischen Zustand.

Keine Explosion

AnwohnerInnen fielen die sechs Krankenwagen in Richtung Nagercoil auf. Aus dem AKW erfuhren sie, es habe eine Explosion gegeben. Die Explosion wurde vom AKW-Management umgehend dementiert, nichts derartiges habe sich ereignet, alles funktioniere ordnungsgemäß. Im Dementi-Übereifer wurde zunächst sogar behauptet, das AKW sei mit 900 MW in Betrieb. Alle sechs Verletzten seien außer Gefahr, sie hätten nur kleinere Verbrennungen erlitten.

Arbeiter selber schuld

Der AKW-Chef R Sundar erklärte gegenüber den Medien, bei planmäßigen Wartungsarbeiten an einem Ventil habe es ein „Missgeschick” gegeben und heißes Wasser sei ausgetreten. Arbeiter hätten Vorschriften nicht beachtet und sich deshalb verbrüht. Im AKW sei alles bestens, keinerlei besonderen Vorkommnisse. Vor zwei Tagen sei der Reaktor heruntergefahren worden, nun sei er wieder hochgefahren worden, aber noch nicht am Netz und auf niedrigem Leistungsniveau.

Lügen-Direktor

Der AKW-Direktor leidet unter gravierendem Realitätsverlust oder ist ein notorischer Lügner, wenn die Medien seine Aussagen einigermaßen richtig wieder geben.

Vor einem Monat hatte der AKW-Chef öffentlich verkündet, der erste Meiler in Kudankulam werde Mitte Mai den kommerziellen Betrieb aufnehmen.

Bild 1: Bald kommerzieller Betrieb? (Daten von Posoco)

Bild 1: Bald kommerzieller Betrieb? (Daten von Posoco)

Vorausgehen würde eine 25-tägige Testperiode bei 100 Prozent Leistung (917 MW netto). Das AKW schaffte nicht einen Tag die volle Leistung. Die höchste Tagesleistung brachte das AKW am 5.Mai mit durchschnittlich 880 MW. Danach sank die Leistung wieder – auf Null. Das verdeutlicht die Leistungskurve in Bild 1. Am 12.Mai fiel eine zentrale Pumpe für die Wasserzuführung aus. „Main water feeding pump tripped”, meldete die Netzbetreibergesellschaft Posoco. Der Reaktor musste heruntergefahren werden. Zunächst wurde die Wiederinbetriebnahme für den Folgetag angekündigt, dann auf den 15.Mai verschoben.

Schmutzige Inbetriebnahme gescheitert

Mit dem Unglück am 14.Mai ist die überhastete schmutzige Inbetriebnahme gescheitert. R Sundars Ankündigung für den Wahlkampf und die überhastete Aufnahme des kommerziellen Betriebs sollten das Scheitern des Atomprogramms der noch amtierenden Kongress-Regierung kaschieren helfen. Einen Tag nach Schließung der Wahllokale wurde der kommerzielle Betrieb einmal mehr verschoben – um einen Monat. Die 32. offizielle Terminverschiebung.

Management wird zum Hauptrisiko

Im AKW Kudankulam wurden minderwertige Komponenten verbaut.  Inzwischen wird das AKW-Management zum Hauptrisiko. Es leugnet und verschweigt Probleme und – was viel schlimmer ist – es ignoriert sie auch. Ein Zusammenhang zwischen der ausgefallenen Pumpe in der Wasserzufuhr und dem Unfall im Turbinengebäude ist nicht auszuschließen.

Wichtigste Quellen:

Blast in Koodankulam plant, six wounded,   NPCIL dismisses reports of blast at Kudankulam plant,   Six employees suffer minor burns in mishap at Kudankulam plant,   Accident at Koodankulam Nuclear Power Project,   Six Injured in ‘Hot Water Spillage’ at Kudankulam Nuclear Plant, No Radiation Leak,   Six injured in Kudankulam Nuclear-plant accident in Tamil Nadu,    Posoco

Nachtrag 20.5.14:

Die beste Information ist ein Bericht des freien Jorunalisten Nityanand Jayaraman von Chennai Solidarity Group for Koodankulam Struggle.

 

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