Atomindustrie im Größenwahn – Sechs neue AKWs auf einen Streich

EDF will in Jaitapur gleichzeitig sechs Atomkraftwerke vom Typ EPR bauen. Mit dem bislang größten Geschäft soll die größte Atomanlage der Welt gebaut werden – in einem Erdbebengebiet. Fukushima lässt grüßen.

Modell der 6 EPRs in Jaitapur

Modell der 6 EPRs in Jaitapur

Areva hat in Flamanville/Frankreich, in Olkiluoto/Finnland und Taishan/China bewiesen, dass sie keinen EPR fertig stellen kann. Um den Bankrott abzuwenden, übernimmt EDF das AKW-Geschäft von Areva. Während Hollandes Besuch in Indien haben EDF und NPCIL am 26. Januar 2016 eine Absichtserklärung über den Bau von sechs EPRs in Jaitapur unterzeichnet. Die Regierungschefs Frankreichs und Indiens erwarten, dass sich die beiden Staatsfirmen bis zum Jahresende über die Kosten verständigen und einen Vertrag abschließen. Mit dem Bau soll 2017 begonnen werden.

Die laufenden EPR-Projekte reißen einen Endtermin nach dem anderen. Die Kosten explodieren. Die im englischen Hinkley Point geplanten EPRs sollen pro Stück über 16 Milliarden Euro kosten, mit Kapitalbeschaffung sogar über 22 Milliarden Euro. Auf das Jaitapur Projekt hochgerechnet lockt ein Geschäft von über 120 Milliarden Euro. Kein Wunder, dass die indische Seite auf Kostenreduzierung drängt. Ihre Preisvorstellung orientiert sich an den drei Milliarden Euro, die einst für den EPR in Olkiluoto vereinbart worden waren.

Bis Ende letzten Jahres sollte alleine die Lokalisierung der Produktion wesentlicher Komponenten die Kosten senken. Mit der neuen Absichtserklärung soll nun auch der Skaleneffekt (“Economies of scale”) genutzt werden, mit Kleinserienproduktion sollen die Kosten einzelner Komponenten deutlich reduziert werden.

Areva ist an Megaprojekten gescheitert. EDF plant ein Gigaprojekt. Es spricht nichts dafür, dass sie das Projekt je erfolgreich abschließen wird. Aber was heißt hier Erfolg? Geht es wirklich um Stromproduktion, oder geht es um die Sanierung, die Profite, der Atomindustrie? Dann kann das Projekt gar nicht scheitern, Zig-Milliarden Euro werden aus den Taschen der indischen Steuerzahler zur Finanz- und Atomindustrie transferiert werden, auch wenn in Jaitapur nie auch nur eine Kilowattstunde Strom produziert werden wird.

Dass Jaitapur in einem Erdbebengebiet liegt, spielt dabei keine Rolle. Die Profite der globalen Atomindustrie sind wichtiger als Menschenleben. Was ist ein Mensch, zumal ein indischer, schon wert?

Quellen:

Francois Hollande visit to finalize deadline for 6 nuclear reactors – Times of India
EDF signs preliminary deal to build six nuclear plants in India | Reuters
EDF ramps up development in low-carbon energy in India | EDF
Another Republic Day, another compromise on nuclear safety? Kumar Sundaram
Full text of Joint Statement issued by India, France – The Hindu
Was Jaitapur site given clearance without conclusive studies, questions Greenpeace | Greenpeace India

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